Gesundes Arbeiten im Büro: Licht und Luft für mehr Wohlbefinden

Ein angenehmes Büroklima ist entscheidend für Gesundheit, Konzentration und Produktivität. Tageslicht und frische Luft spielen dabei eine zentrale Rolle. Doch welche Vorteile bieten moderne Lüftungssysteme, und wie beeinflusst der Klimawandel die Büroarchitektur? Peter Skala von der Plattform MeineRaumluft gibt Antworten.

Mehr Energie und Produktivität durch Licht und Luft
Tageslicht und eine gute Luftqualität tragen wesentlich zu einem gesunden Arbeitsumfeld bei. Licht reguliert den Biorhythmus, unterstützt die Vitamin-D-Bildung und sorgt für eine bessere Konzentration. Frische Luft versorgt das Gehirn mit Sauerstoff, reduziert Schadstoffe und beugt Ermüdung sowie Kopfschmerzen vor. Ein optimales Zusammenspiel dieser Faktoren fördert die Leistungsfähigkeit, senkt den Stresspegel und steigert das allgemeine Wohlbefinden im Büro.

Smarte Lüftungssysteme für ein optimales Raumklima
Moderne Bürogebäude setzen zunehmend auf intelligente Lüftungssysteme, die die Luftqualität kontinuierlich überwachen und automatisch regulieren. Sie messen CO₂-Werte, Temperatur und Luftfeuchtigkeit und passen die Belüftung entsprechend an. Eine zeitgesteuerte Stoßlüftung sorgt gezielt für frische Luft, ohne dass Fenster geöffnet werden müssen – ideal für Großraumbüros. Zudem nutzen diese Systeme kühlere Nachttemperaturen zur energieeffizienten Belüftung. Besonders für Allergiker bieten sie Vorteile, da sie Pollen und Staub filtern und so das Arbeiten angenehmer machen.

Architektur als Schlüssel zu einer besseren Büroatmosphäre
Moderne Büroarchitektur berücksichtigt Licht- und Luftströme bereits in der Planungsphase. Große Fenster und offene Grundrisse sorgen für mehr Tageslicht und eine bessere Luftzirkulation. Durch Querlüftung und gezielte Fensterplatzierung kann die Frischluftversorgung verbessert werden. Dachformen und Fassadenkonstruktionen können dabei helfen, Überhitzung im Sommer zu vermeiden und im Winter das Sonnenlicht optimal zu nutzen.

Nachhaltiges Umdenken für die Zukunft des Büros
„Der Klimawandel fordert ein Umdenken in der Bauweise von Bürogebäuden. Während früher funktionale Materialien und später smarte Technologien im Fokus standen, geht es heute um eine nachhaltige Balance. Ziel ist es, ein komfortables und gesundes Arbeitsumfeld zu schaffen, das gleichzeitig klimafreundlich ist.

Eine breit angelegte Umfrage unter Büromitarbeitenden in Deutschland zum Thema Raumluftqualität und deren Auswirkungen legte nahe, dass sich diese Probleme auch durch die Bürolandschaft in der Schweiz und in Österreich ziehen. Dem ging nun erstmals eine Kooperation mehrerer Institutionen nach, initiiert von der Plattform MeineRaumluft.

Es wurden qualitative Messungen der Raumluftqualiät in 100 heimischen Büroräumen durchgeführt. Diese kostenfreien und anonymen Messungen wurden in Zusammenarbeit der Plattform MeineRaumluft.at sowie dem OETI (Institut fuer Oekologie, Technik und Innovation) angeboten. Unternehmen in Ostösterreich konnten sich für die Messaktion anmelden. Für diese anspruchsvolle Form der Raumluftmessungen ist OETI auf die ISO 16000 Teil 2,3,6,9 und 11 sowie die EN 16516 akkreditiert. Die Messungen fanden durch geschultes Technikpersonal von 16. April 2024 bis 17. Juni 2024 statt. Rechtzeitig zur Heizsaison liegen nun die ausgewerteten Ergebnisse vor.

Wichtige Ergebnisse:

  • Luftfeuchtigkeit: In 25,3 % der Büros wurde eine zu niedrige Luftfeuchtigkeit gemessen, was Augenreizungen und Atemwegsprobleme verursachen kann.
  • TVOC (flüchtige organische Verbindungen): In 15 % der Büros wurden auffällige Konzentrationen festgestellt, die Kopfschmerzen und Konzentrationsprobleme fördern können.
  • Formaldehyd: Erhöhte Werte wurden nicht festgestellt.
  • Feinstaub: Die WHO-Grenzwerte für PM2,5 wurden in keinem Fall überschritten.
  • Messergebnisse: im Detail

Fazit: Rund 72 % der befragten MitarbeiterInnen berichteten von Symptomen wie Kopfschmerzen und Konzentrationsschwäche, was die Wichtigkeit einer besseren Raumluftqualität in Büros unterstreicht.

Heinz Fuchsig, Arbeits- und Umweltmediziner empfiehlt für die Wintersaison, ungenutzte Geräte abzuschalten und den Sparmodus zu aktivieren, da bei der Erwärmung Weichmacher, Flammhemmer und andere Chemikalien freigesetzt werden. Außerdem sollte ausreichend, aber nicht übertrieben gelüftet werden, und die Luftfeuchtigkeit sollte nicht unter 30 % fallen, um steigenden Krankheitsständen vorzubeugen.

Die Risikobewertung von Schadstoffen erfolgt meist einzeln, wobei jede Chemikalie separat geprüft wird. Ich appelliere an die Gesundheitsforschung, auch die Auswirkungen von Schadstoff-Mischungen, Stichwort Cocktail-Effekt, intensiver zu untersuchen und entsprechend breit zu kommunizieren, Peter Skala, Plattform MeineRaumluft.

Der 15. Klima-Tag des FGK bot eine Plattform für den Austausch zwischen Mitgliedern sowie Experten aus Planung, Anlagenbau, Komponentenherstellung, Politik und Wissenschaft.

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Die EU-Umweltagentur EEA vergleicht die Luftqualität von 323 Städten in 29 Ländern. Feinstaub ist immer noch ein unterschätzter Einflußfaktor auf die Gesundheit, außen wie innen.

Die European Environment Agency EEA bestätigt 127 der getesteten Städte eine gute, 123 eine moderate und 73 eine schlechte Luftqualität. Als Referenz bezog man sich auf die durchschnittliche Luftbelastung mit Feinstaub (PM2,5) aus 2019 und 2020. Eine gute Bewertung bekam eine Stadt, welche unter den empfohlenen Wert der Weltgesundheitsorganisation WHO lag – bei Langzeitbelastung keine Ãœberschreitung von 10 Mikrogramm Feinstaub (PM2,5) je Kubikmeter.

Die interaktive Landkarte der EEA finden Sie hier.

Die meisten Europäer leiden an Luftverschmutzung

Grundsätzlich hat sich die Luftqualität in Europa im Laufe des letzten Jahrzehnts verbessert, zurückzuführen auch auf die Emissionsverringerungen in Verkehr und Energieversorgung. Insbesondere an Feinstaub, Stickstoffdioxid und bodennahes Ozon in der Luft leiden viele Menschen im urbanen Raum. Die EEA weist darauf hin, dass Feinstaub der schädlichste Schadstoff in der Außenluft bleibt. Hitze führt durch „Flimmern“ der Luft zu höheren Feinstaubwerten, Ozon ist in langen Hitzephasen am höchsten.

Feinstaub im Innenbereich oft höher

Feinstaub im Außenbereich verursacht durch den Menschen entsteht vorwiegend durch Verkehr, Industrie, Kraftwerke und Hausbrand. Durch offene und undichte Fenster wandert dieser nach Innen. Im Innenbereich wiederum kann sich die Feinstaubkonzentration, einerseits durch Zigaretten- und Kerzenrauch, Duftstäbchen, Bürogeräten, etc., deutlich erhöhen und andererseits auch durch falsche, qualitativ minderwertige oder unregelmäßig getauschte Filter in Staubsaugern, Luftreinigern sowie Klima- und Lüftungsanlagen.

„Die Feinstaubgehalte sind drinnen oft höher als draußen“, betont Dr. Heinz Fuchsig, Arbeits- und Umweltmediziner, da der Mensch 90 Prozent seiner Zeit in geschlossenen Räumen verbringt, habe die schlechte Luft im Inneren eine größere gesundheitliche Relevanz“.

Feinstaub reizt und schädigt die Lunge. Allergiker und Asthmatiker reagieren nach dem Einatmen der Partikel besonders sensibel. Überdies erhöht der Staub auch das Risiko für Infarkte und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Um die Feinstaubfracht zu verringern, empfiehlt Fuchsig, regelmäßig zu lüften und den Boden feucht zu wischen und auf eine optimale Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent zu achten – Staub nimmt Feuchtigkeit an, wird schwer und sinkt zu Boden. Bei Hitze wiederum ist Feuchte über 40% schnell schwül, das Schwitzen wird weniger effektiv, der Schweiß rinnt. Es ist also ein schwieriger Grat zu gehen, für den man ein Thermohygrometer zur Orientierung braucht.